Samstag, 10. Juni 2017

Transparent 21



Rezension


Transparent
Magazin für Fußball & Fankultur
Nr. 21 (2017)
68 S.







„Fangesänge im Fußball: Seit Jahrzehnten gehören sie dazu, mal anfeuernd, mal selbstironisch, mal beleidigend. Seit einigen Monaten werden manche von ihnen vom DFB bestraft.“ Einer besorgniserregenden Entwicklung in Deutschland widmet sich das Titelthema. Gegenstand der Strafen sind nicht etwa strafrechtlich Relevantes, Rassismus, Sexismus etc. sondern verunglimpfende Meinungsäußerungen. „So wurden beispielsweise ,Scheiß DFB‘ und ,Alles außer Frankfurt ist Scheiße!‘-Transparente bestraft, genauso wie der Chemnitzer FC bereits zweimal für einen ,Scheiß Red Bull‘-Doppelhalter zahlen musste.“ Es ist zulässig, über Ausdrucksweise und Inhalt der Aussagen unterschiedlicher Meinung zu sein, aber strafwürdig sollten solche Aussagen auf keinen Fall sein. Gemeinsam mit den Bestrebungen, Verbandsstrafen für Fanverhalten an die Vereine von diesen an einzelne erwischte Fans weiterzugeben, läuft dies auf eine Veränderung der Stadionkultur als emotionalem Ort, der auch Unmutsäußerungen und Kritik zulässt, hinaus. Da die Strafenhöhe weiter an Finanzkraft und vergangenen Strafen des Fußballunternehmens und nicht der Einzelperson gemessen werden, können hier für ein und dieselbe Vergehen an verschiedenen Zeitpunkten und Orten Unterschiede von tausenden bis zehntausenden Euro zustandekommen und die betreffende Person in Armut und Verschuldung stürzen.

Weitere Artikel beleuchten den schwierigen Aufstieg aus den Regionalligen in die 3. Liga und eine Polizeistrategie, mit Briefen die Eltern minderjähriger Ultras vor dem Umgang ihrer Kinder zu warnen, um Ultràgruppen zu schaden, die Verurteilung des ehemaligen deutschen Bundesligaprofis Deniz Naki in der Türkei zu einer Gefängnisstrafe (auf Bewährung) aufgrund freier Meinungsäußerung sowie die gegenwärtigen Schwierigkeiten von Fanzines, am Beispiel des Übersteiger aus St. Pauli.

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