Sonntag, 13. März 2016

Csepel - Ferencváros II 2:0 (1:0)

Ungarn, NB III. Nyugati csoport, 22. forduló, 13.3.2016
Béke téri Stadion, 10.125

Das bald volle zweite Jahr boykottiert die Fanszene von Ferencváros die Heimspiele und wird von der Vereinsführung am Besuch der Auswärtsspiele national und international gehindert. Ein tiefgehender Konflikt, kulminiert an der notwendigen Registrierung und Erfassung biometrischer Daten (Venenscan) für die Erlaubnis, das Fußballstadion betreten zu dürfen. Der Vereinspräsident Kubatov ist als Parlamentsabgeordneter und stellvertrender Parteivorsitzender der Regierungspartei im Orbán-Regime fest verankert und agiert mit Rückendeckung der Staatsmacht, die u.a. mit großen Stadienbauten eine Politik von Brot und Spielen verfolgt. Eigenständige Fanszenen stören da. Als politischer Gegner der fast unumschränkt herrschenden Regierung lud nun der Csepel-Präsident den Fradi-Anhang ein, wie zu hören war, bei ihm das Gastspiel ihrer zweiten Mannschaft zu besuchen. Der Einladung wurde zu abertausenden Folge geleistet. Über zehntausend Zuschauerinnen und Zuschauer bei einem ungarischen Drittligaspiel ist eine Sensation. Es war ein Fußballfest der Fans, das im Zeichen beiderseitigen Einvernehmens stand. Beide Seiten waren zufrieden, Csepel mit den Punkten und der Fradi-Anhang mit der Möglichkeit, wieder einmal im Stadion zu stehen.
Der Csepel FC wurde 1912 als Csepeli Torna Klub gegründet. 1932 wurde daraus der Csepel FC und 1937 der Weisz-Manfréd Torna Klub, benannt nach dem Gründer des Stahlwerks Weiss Manfréd Acél- és Fémművek auf der Budapester Halbinsel Csepel. Nachdem die jüdischstämmige Familie Weisz 1944 vor ungarischen Faschisten und deutschen Besatzungstruppen fliehen musste, wurde aus dem verein der Csepel SC. Im kommunistischen Regime wurde daraus 1947 Csepeli Munkás TE, 1950 Csepeli Vasas, zusammengelegt mit Vasas, und 1958 wieder Csepel SC. Viermal wurde Csepel ungarischer Meister: 1942, 1943, 1948 und 1959. Nach dem Ende der Finanzierung durch das Stahlwerk stieg man 1996 zuletzt aus der NBI ab und 2001 musste der Csepel SC aufgelöst werden. 2005 wurde der Verein neu gegründet, stieg in der vierten Liga ein und spielt nun in der dritten Liga.
Das Béke téri Stadion wurde 1930 eröffnet. Es verfügt heute über 12.000 Plätze. Beim größten Spiel in diesem Stadion, der Meisterfeier von Csepel gegen Ferencváros im Juni 1948, füllten 35.000 Menschen das weite Oval.

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