Sonntag, 2. Oktober 2011

Admira - Rapid 4:3 (1:0)

Bundesliga, 10. Runde, 1.10.2011
Bundesstadion Südstadt, 10.600

Die Rückkehr in die Südstadt nach fünfeinhalb Jahren war ein Spiel in zwei Phasen. Zuerst ein Spiel, das mit einer eiskalten, aber völlig verdienten 3:0-Führung der Admira gegen eine zu langsame Rapid endete. Doch dann begann die Phase 2. Mit dem Anschlußtreffer zum 3:1 schien eine andere Rapid am Platz zu stehen. Der Kampfgeist, mit dem aus dem 3:0 noch ein 3:3 gemacht wurde, war aller Ehren wert. Der Ausgleich wurde bejubelt wie ein Europacupsieg. Umso furchtbarer, bitterer, schmerzvoller, daß im Gegenzug ein so ein Elfmeter aus dem erkämpften Unentschieden eine harte Niederlage machte.
Ein wenig Historie: Der landläufig als Admira firmierende Klub ist trotz gegenwärtigen Hypes, Massenansturms und anerkennenswerten sportlichen Erfolgs ein längst seelenloses Multifusionsprodukt. Die Floridsdorfer Admira (1905−1971) fusionierte 1960 in einem folgenschweren Entschluß mit dem Werkssportverein des niederösterreichischen Strom- und Gaskonzerns NEWAG-NIOGAS und trat fortan unter dem Namen Admira Energie an. Aus dem achtfachen österreichischer Meister (zuletzt 1966) und dem Meidlinger SC Wacker (1908−1971), österreichischer Meister 1947, wurde dann zunächst der FC Admira Wacker (1971−1997) gebildet, der mit dem VfB Mödling (1911−1997) zum FC Admira Wacker Mödling (1997−2008) fusionierte, der wiederum auf Veranlassung des gegenwärtigen Geldgebers später mit dem ASK Schwadorf (1938−2008) zum heutigen FC Admira (2008 bis dato) vereinigt wurde. Die Fusion mit dem Zweitligisten Schwadorf brachte dem damaligen Regionalligisten Admira den außersportlichen Aufstieg in die zweite Liga.
Das Stadion in der Südstadt wurde 1967 eröffnet. Das große Buch der österreichischen Fußballstadien enthält einen informativen Artikel darüber von Stephan Blumenschein. Errichtet wurde das Stadion samt der ganzen Trabantenstadt Südstadt vom erwähnten niederösterreichischen Energieversorger (heute EVN), der hier auch seine Zentrale hat. Der federführende Generaldirektor Viktor Müllner war zugleich auch Landeshauptmann-Stellvertreter des Bundeslandes. 1966 platzte allerdings der Skandal, daß er Gelder veruntreut und aus dem Unternehmen an ÖVP und ÖAAB weitergeleitet hatte. 1968 wurde er zu vier Jahren Haft verurteilt. Für das Stadion hatte das die Konsequenz, daß die ursprünglich geplanten Hintertortribünen nicht mehr errichtet wurden. Auch das geplante Flutlicht wurde infolge des Finanzskandals zunächst eingespart und erst 1970 errichtet. Als Heimverein des Stadions wurde vom Unternehmen der seit 1960 finanziell abhängige österreichische Meister Admira aus Transdanubien hierher jenseits der Stadtgrenze im Süden Wiens umgesiedelt. Allerdings war nach dem Müllner-Skandal kein Geld mehr für eine gute Mannschaft da. Der Verein kam ins Trudeln, der traditionelle Anhang folgte dem Verein nicht aus Floridsdorf an die Peripherie und neues Publikum konnte so nicht gewonnen werden. Das änderte sich auch nicht, als man 1971 mit Wacker einen weiteren Wiener Traditionsverein in seinem angestammten Hieb auslöschte und hierherbrachte. Der lokale Anhang blieb klein, Verein und Stadion ein Fremdkörper in der Gegend. Das Stadion wurde zuletzt nach der Schwadorf-Übernahme 2008 herausgeputzt, sponsorentauglich eingefärbt und die Böschungen hinter den Toren mit Werbetransparenten verdeckt.























Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen