Dienstag, 9. Februar 2010

Ballesterer 49


Rezension


Ballesterer fm
Nr. 49, Februar 2010
66 S.







Zum Thema der Auswirkungen der Finanzblase und ihres jüngsten Platzens auf den Fußball beleuchtet Hans Georg Egerer das Beispiel des englischen West Ham United. Und zeigt damit ohne dafür nötigen expliziten Verweis, wie weit weg vom Leben und Fühlen eines Fans ein Sport ist, in dem Vereine Kapitalgesellschaften sind, die im Eigentum mal dieser und dann jener Investorengruppe stehen und es um Renditen statt um Fußball geht. Wie sagte der neue Eigentümer von Portsmouth erst vor wenigen Tagen: "I don't know anything about running a football club."
Bemerkenswert die präsentierte Zusammensetzung der Umsätze der Erstligaklubs im internationalen Vergleich. Gerade die Gegenüberstellung mit vergleichbaren Ländern zeigt, wie überproportional (60 %) die Vereine in Österreich vom Sponsoring abhängig sind (z.B. Belgien 18 %, Schweden 38 %). Das sieht man den hiesigen Fußballern, deren Arbeitskleidung mehr Litfaßsäulen denn Dressen gleicht, auch an. Unterrepräsentiert sind die Fernsehgelder (Österreich 9 %, Belgien 17 %, Schweden 21 %) und die Spieltagserlöse (Österreich 16%, Belgien 24%, Schweden 27%). Gerade die Sponsoreinnahmen sind in der Wirtschaftskrise aber die gefährdetsten. Obwohl im Zentrum des Interesses wird sich an der Fernsehschraube nicht viel drehen lassen, da steht die Marktsituation einfach dagegen. Realistisches Potential haben daher nur die Spieltagseinnahmen. Das heißt Stadionbauten.

Einen Einblick in seine "Religion Rapid" betitelte "Geschichte der Anhänger des SK Rapid", die im August erscheinen soll, bietet Domenico Jacono mit einem historisch fundierten Artikel über das Verhältnis von Rapid zum Wiener Judentum vor 1938. Er beleuchtet den Antisemitismus im Kontext der Zeit und des Fußballumfelds. Interessant sein Hinweis, daß der Initiator der Namensgebung Rapids 1899, Wilhelm Goldmann, 1942 von den Nazis deportiert und im KZ ermordet wurde.

Sonst gibt's noch einen netten Brasilien-Bericht von Reinhard Krennhuber oder eine Reportage über die eher spooky Gewaltpräventionsmaßnahmen der Polizei. Deren Ansatz besteht darin, daß Major Kottan in die Schulen geht und Teenager schreckt. Zum subjektiven Sicherheitsgefühl trägt das nicht bei.

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