Freitag, 11. Juli 2008

11 Freunde, 80


Rezension


11 Freunde
Magazin für Fußball-Kultur
Nr.80, Juli 2008
130 S.






Die Titelgeschichte ist dem AC Milan gewidmet, seiner im Profifußball eher seltenen Struktur als patriarchalen Familie. Vor dem Hintergrund der aktuellen Kritik an der Überalterung der Mannschaft berichtet Henrik Ystén über die Vereinspolitik, Spieler als Milanisti an den Verein zu binden, mit einem familiären Umfeld, mit der Verpflichtung von Verwandten (Kakás kleiner Bruder Digão) oder Freunden (Seedorfs zum Zeitpunkt der Verpflichtung 120 Kilo schweren Jugendfreund Harvey Esajas) als Spieler, mit Langzeitengagements nach Karriereende. Eine wunderbar zu lesende Geschichte. Die Rolle der sinistren "Familienoberhäupter" Berlusconi und Galliani kommt leider nur anekdotisch vor. Dabei wären sie, die patres familias um im Bild zu bleiben, der Schlüssel zum Verständnis der famiglia.

Die Präsentation der Geschichte des saarländischen Fußballs scheint auf Hochtouren zu laufen. Nach einem Artikel im WSC erzählt diesmal hier Ulrich von Berg die Geschichte des 1. FC Saarbrücken in der Nachkriegszeit. Hin und her gerissen im ungeklärten staatsrechtlichen Status des Saarlandes zwischen Deutschland und Frankreich war den Verein nach 1945 erst kurz im westdeutschen Ligabetrieb, dann als ungeliebter Teilnehmer in der 2. französischen Liga und hernach zwischen den Stühlen Protagonist eines Saarlandpokal genannten, über ein Jahr gespielten Bewerbs internationaler Freundschaftsspiele (an dem auch Rapid teilgenommen hat!).

Sonst gibt's was zur Geschichte des Intertoto-Cups, über den ersten farbigen englischen Profi Arthur Wharton, eine gute Reportage über Fußball in den Favelas von Rio de Janeiro und interessanterweise einen Artikel über den Aufstieg des SV Kapfenberg.

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